Donnerstag, 19. März 2015

Luigi Carlotti, Kapitel 1

Der Tag an dem ich neue Eltern bekommen sollte

Ich rannte gerade dem Schwanz meines Bruders hinterher und versuchte verzweifelt diesen zwischen meine gewaltigen Reißzähne zu bekommen, als die Türe aufging und die große Juno mit zwei weiteren Gestalten das Zimmer betrat. Bisher hatte ich nur zwei solcher Wesen kennengelernt. Sie sahen anders aus als wir und nannten sich Menschen. Aber ich konnte mich nicht weiter mit diesem Gedanken beschäftigen. 

Mein Bruder (wie ich später erfahren sollte heißt er Lewis) war schon wieder weg und eine meiner Schwestern zupfte mir aufdringlich am Ohr herum. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Blitzschnell fuhr ich herum, sah meiner Schwester in die Augen und warf mich auf sie. Ha, gewonn........ Haaaaalt, stopp! Was passiert denn jetzt? Der Boden unter mir und auch meine Schwester wurden immer kleiner. Ich zappelte mit meinen Füßen und versuchte wegzulaufen. Doch ich fand keinen Halt unter mir. Kein Boden weit und breit. Was ich als nächstes sah, als ich aufsah, waren zwei große grüne Augen. Eindringlich schauten sie mich an. Einer der Menschen hatte mich wohl hochgehoben. Bevor ich irgendetwas denken konnte, fanden meine Füße wieder Halt. Sanft wurde ich in den Schoß des Menschen gelegt. Oh, war das ein wohliges Gefühl. Doch es wurde noch besser. Langsam strich mir die warme Hand über das Fell. Das tat gut. Ich ließ mich auf die Seite fallen, bald danach drehte ich mich auf den Rücken. Immer wieder glitt die Hand über meinen Körper. Als sie sanft meinen Bauch berührte, passierte es ganz unerwartet. Ich schnurrte. Ich konnte gar nicht mehr aufhören damit. Es war ein so tolles Gefühl. Ich fühlte mich so geborgen. Bisher hatte ich nur geschnurrt, wenn meine Mutter mir das Fell putzte. Es war befremdlich und doch zugleich ein schönes Gefühl die gleiche Geborgenheit die ich bei meiner Mama spürte, nun bei diesem Menschen zu spüren. Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Bruder Lewis rücklings im Schoß des anderen Menschen lag. Es schien ihm ähnlich zu gehen wie mir. Ich weiß nicht wieso, aber das beruhigte mich.

Ich ließ mich noch eine kurze Weile verwöhnen, bevor mein Blick auf die tollen langen Haare meines Menschen fiel. Blitzschnell drehte ich mich um und versuchte aufzustehen. Das war gar nicht so leicht. Ihr glaubt ja gar nicht, wie wackelig so ein Mensch ist. Nicht so schön eben wie der harte Boden über den ich tagtäglich meine Geschwister jagen konnte. Es war ganz wabbelig, ich torkelte ein wenig hin und her und versuchte angestrengt das Gleichgewicht zu halten. Schließlich erlangte ich einen halbwegs festen Stand. Ich hatte nun direkten Blick auf den Bauch des Menschen. Ein bisschen weiter oben die langen, braunen Haare. Ganz provokant schwangen sie leicht von links nach rechts und wieder zurück von rechts nach links. Mein Blick folgte einer einzelnen Haarsträhne. Ich konnte nicht länger widerstehen. Ich setzte zum Sprung an. Konzentration. Und los! Meine Vorderpfoten knallten gegen den weichen Oberkörper des Menschen und in meinem Mund fand sich die eben noch anvisierte Haarsträhne wieder. Wahnsinn! Geschafft! Beim ersten Versuch! Vor Freude tänzelte ich mit den Hinterpfoten hin und her. Dabei vergaß ich voll und ganz den schwabbeligen Untergrund auf dem ich stand. Da geschah es: Ich verlor den Halt und fiel, alle viere von mir gestreckt, mit dem Rücken zuerst nach hinten. Doch bevor sich Panik in mir ausbreiten konnte, spürte ich die warme Hand, die mich vorhin noch gestreichelt hatte. Sie fing mich sanft auf. 

Und wieder war es da. Das Gefühl von Geborgenheit. Das Gefühl von Schutz. Das Gefühl von Zuhause.

Eines unserer ersten Bilder von und mit Carlos

Carlos macht es sich auf seinem neuen Dosenöffnerpapa bequem

Lewis kuschelt auf und mit seiner neuen Menschenmama

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